Montag, 7. März 2011

Lichtblicke im Greizer Park

Der Winter will und will nicht weichen. Die globale Klimaerwärmung scheint zumindest diesmal irgendwie bei ihm nicht angekommen zu sein. Kaum daß die Sonne es mal schafft, ihre Strahlen bis zum Erdboden reichen zu lassen, laufen die nach Frühlingsluft lechzenden Erdenbürger hinaus in die Natur, um etwas davon einzufangen. Doch ehe man sich versieht, verschwindet das noch wenig wärmende Sonnenlicht hinter einer Wolke, einem Hügel oder was sich sonst noch so bietet und läßt uns frierend nach etwas suchen - eben nach einem neuen Lichtblick. Genau das habe ich heute im Greizer Park auch versucht.

Mit dem Fotoapparat etwas von dem erheischen, was für die Jahreszeit normal wäre - Schneeglöckchen zum Beispiel. Irgendwo sollen sie in Greiz angeblich schon aufgetaucht sein, doch auf meiner Tour gab's nichts dergleichen! Oder vielleicht die grünen Spitzen sich zum Licht reckender Krokusse? Fehlanzeige! Der Greizer Park, sonst immer ein Glanzpunkt der Stadt, verbreitet zur Zeit mit seinen braunen Farbtönen kaum Vorfreude auf den Frühling, sondern eher das Bild von Melancholie und Trauer. Wenigstens der Schloßturm thront hoch und schlank über dem Park und ragt, vor einigen Jahren frisch "lackiert", wie ein göttlicher Fingerzeig hell in den Himmel. Nach längerem Suchen fand ich dann aber in der Nähe der Hammerscheune doch einige Vorboten des Frühlings, auch wenn sie sich noch recht zaghaft zeigten - die ersten Weidenkätzchen, also doch ein Lichtblick!

Am "hinteren" Parkausgang gab es dann einen Lichtblick der besonderen Art: Die Familie Du Maire feierte nach 20 erfolgreichen Jahren und umrahmt von vielen Blumengaben ihrer Gäste das Jubiläum ihrer Wirtstätigkeit in der Greizer Parkgaststätte. Herzlichen Glückwunsch, ich wünsche immer ein volles Haus!

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Anderenorts ging zum 1. März das Licht aus - in der Gastwirtschaft "Zum Brunnen" auf dem Greizer Markt. Ein wirklich hübsches Gasthaus, doch ein glückliches und gastliches Händchen war in der Vergangenheit bereits einer Reihe von Betreibern verwehrt. Jedoch sollten wir nicht traurig sein und die Schließung vielmehr unter dem Aspekt betrachten, daß dieses Ende dem Gasthaus hoffentlich die Chance gibt, künftig von einem Profi betrieben zu werden (wer will, kann hier getrost zwischen den Zeilen lesen :-) ), denn optisch hätte es dies wirklich verdient! Das wäre dann auch wieder ein Lichtblick!

In der Nähe des Schwanenhauses stehen am noch immer zugefrorenen Parksee die Luftwurzeln eines alten Baumes am Ufer, von denen der Greizer Nachtwächter im Schein seiner Laterne den kleinen Gästen manchmal erzählt, es  seien zu Holz gewordene spukende "Parkgeister". Das macht die Nachtwanderung durch den Park für die sonst so aufgeweckten (manchmal vorlauten…) Kinder dann doch immer etwas gruselig und läßt sie leiser werden, sehr zur Freude der mitlaufenden Eltern. Bei Tage haben meine Gäste die Wurzeln auch schon einmal als eine sich unterhaltende Gartenzwergfamilie interpretiert…, schau an, was wir in Greiz alles haben :-) ! Fleißige Parkgeister gibt es neuerdings tatsächlich. Mit der Parkpflege stand es in den letzten Jahren nicht unbedingt zum Besten. Seitdem man begriffen hat, daß man doch nicht jede Arbeit "outsourcen" kann (auch wenn es bis zur Erkenntnis lange dauerte…) und eine neue Parkverwalterin samt eines richtigen "eigenen" Gärtners (keine Fremdfirma!) ihren Dienst aufgenommen hat, sind deutliche Spuren der neuen "Parkgeister" überall auszumachen. Vom Gehölzschnitt bis zum Wegebau - ein tatsächlicher Lichtblick! Und auch wenn die frischen Maulwurfshügel nicht in jedem Falle eine Freude für Gärtner sein dürften, Frühlingsboten sind sie allemal!

Ein bisher von der Öffentlichkeit fast unbemerkter Lichtblick offenbart sich dem aufmerksamen Parkbesucher am Eingang des Sommerpalais', denn hier haben fleißige Malersleute sich bereits im vergangenen Jahr darin versucht, dem Mittelteil der Südfassade ein freundliches Äußeres zu geben - endlich!!! Viel Geld ist  in das "dritte Greizer Schloß" investiert worden, und die Maler kommen auf jeder Baustelle eben immer zuletzt. Und wenn der Winter nun hoffentlich bald zu Ende ist, wird man sicherlich auch die Maler bald wieder antreffen.

Ein frisch aufgestelltes Schild kündet nahe der Luftbrücke vom neuen Elsterperlenweg, der mitten durch den Park führt, eine touristische Bereicherung und auch ein Lichtblick ist. Wenn wir doch nur endlich auch soweit wären, den potentiellen Touristen eine ausreichende Anzahl Hotelbetten anbieten zu können (!), dann wäre das ein Ausdruck von Gleichklang und guten Konzepten. Hier ist Verschlafenes nun im Eiltempo nachzuholen, denn unsere Nachbarn zeigen uns schon lange, wie man's richtig macht. Wie war das nochmal, "überholen ohne einzuholen…" oder so ähnlich :-), das wird ein Kraftakt! Hoffen wir das Beste und vor allem darauf, daß dabei Profis zu Werke gehen und den verkündeten Worten auch Taten folgen! Mahnend genug steht sie ja da, die Schloßturmspitze, als tatsächlicher Lichtblick am kalten Abend dieses Spätwintertages. 
Jedenfalls habe ich wider Erwarten doch noch einige Lichtblicke gefunden.
Doch jetzt wird's dunkel, deshalb wünscht der Nachtwächter allen Frühlingssuchenden eine GUTE NACHT!


Sonntag, 9. Januar 2011

Es taut…

Auf doppelte Breite angeschwollen - die Weiße Elster in Greiz
Es taut. Ein Fluch? Ein Segen? Der sonst so beschauliche Fluß nimmt bedrohliche Ausmaße an, der  Greizer Pegelstand beträgt jetzt 3,17 m, im Normalfall sind es etwa 2 Meter weniger. Unser Vogtlandstädtchen versank seit dem 26. November des vergangenen Jahres kontinuierlich im Schnee. Der Greizer Bahnhof,  im Elstertal gelegen, wird mit 265 Metern über NN angegeben. Daß wir in dieser niedrigen Höhenlage schon einmal soviel Schnee hatten - daran können sich sogar die Alten kaum erinnern. Je nachdem, wohin der Wind den Schnee wehte, waren das bis zu 70 Zentimeter, erstaunlich, schließlich geht's im Vogtland bis knapp unter die 1000 Meter, und wir sind dabei "nur ganz unten". Die Tage nach Weihnachten brachten die Erkenntnis, das heimische Balkondach schleunigst von der mehr als halbmeterhohen Schneelast zu befreien, bevor es sich davon krachend selbst befreit. 
In einer Nacht auf 52 cm angewachsen - wieviel wiegt eigentlich ein Kubikmeter der Flockenpracht auf dem Dach?
Unser städtischer Winterdienst ist auch nicht immer auf der Höhe der Zeit - oder des Neuschnees. Natürlich kann er nicht überall gleichzeitig räumen, wer das verlangt, der kommt vom Mond. Allerdings: Von zuständiger Stelle wird telefonisch versichert, daß man täglich räume und ergeht sich in einigen unpassenden Ausreden und Verbalien (ich zitiere den städtischen Sachgebietsleiter: "Dann bringen Sie's doch in die Bild-Zeitung!"), doch das Räumauto hinterläßt nach mehreren Wochen "täglichen Räumens" (besser: Salzens!) und "getaner" Arbeit auf dem Bürgersteig 15 cm tiefe Reifenspuren und eine wahrlich "gesalzene" Schneemehlpampe dazwischen. Nun, es ist ja gar nicht nötig, daß der Bürgersteig längs der Elster täglich geräumt wird (dieser Bürgersteig ist nur ein Beispiel…) - aber alle paar Tage mal richtig schieben und weniger salzen, dann entstehen der Brei und der Ärger erst gar nicht. Stattdessen werden die Greizer lieber  amtlich veralbert und das ohnehin knappe Streusalz ohne Sinn auf den hohen Schnee gestreut in der Hoffnung, daß sich dann alles von selbst erledigt. Das ist offenbar einfacher. Der Stadtrat allerdings applaudiert dem Winterdienst für seinen schweren Dienst, der tatsächlich zu nächtlichen Zeiten beginnt, wenn auch mein Bäcker die ersten Semmeln in den Backofen schiebt. Ein ganz normaler anstrengender Job, wofür er wahrscheinlich niemals Beifall bekommen wird, denn von einem Bäcker erwartet man das  als Selbstverständlichkeit - doch er hätte den Beifall nicht ebenso verdient!? Würde man einem Bäcker applaudieren, wenn er das Brot nur halb ausbäckt? Wenn der Räumdienst zwar fährt, aber das Schiebeschild aus Zeitgründen nicht benutzt (und dabei tatsächlich halbe Arbeit leistet, weil Salz streuen ohne Schieben schneller geht) und vor allem den Alten damit das Einkaufen unmöglich macht, dann hält sich der Beifall der Bürger in Grenzen.